Ich gebe zu, ein Motorrad muss für mich auch schön sein und das gewisse Etwas ausstrahlen! Es ist mehr als ein funktionales Zusammentreffen von Metall, Kunststoff und Gummi, viel mehr. Als ich 1983 mit meiner Yamaha XT550 unterwegs war, wurde die XT600Z Ténéré vorgestellt: Robuster und kräftiger 595ccm Einzylinder, lange Federwege, 30 Liter Tank, reduziert auf das Wesentliche und eine Anziehungskraft, die schwer zu beschreiben ist. Wie auch immer, nach einigen Monaten des Sparens gehörte ein Exemplar mir und die über 30-jähirge Erlebnisgeschichte nahm ihren Lauf. Zur gleichen Zeit machte die Rallye Paris-Dakar mächtig Furore, und die Erfolge der Yamaha Enduros mit Peterhansel, Picco, Orioli, Balestrieri und viele mehr inspirierten mich. Doch nicht nur ausgewachsene Profis wurden vom Wüstenfieber erfasst. Die grossartigen Landschaften der Sahara mit Dünen, endlosen Ebenen und schroffen Bergen und die sagenumwobenen Touareg Nomaden in ihren blauen Kleider zogen massenhaft abenteuerlustige Endurofahrer an. Was endlos entfernt und unerreichbar schien, rückte dank der Ténéré in machbare Nähe. Schnell machte – auch ohne Internet – der Ruf von einer unverwüstlichen und langstreckentauglichen Reiseenduro die Runde mit dem gleichen Namen wie der
unwirtlichste Teil der Sahara: Ténéré, oder in der Sprache der Touareg Nomaden «Land da draussen».
Make it simple but significant
Make it simple but significant
Von Claudio Godenzi

Thomas Trossmann hat mit einer Ténéré die Sahara befahren und gab seine wertvollen Tipps in Form eines Buches weiter. Was noch fehlte war Mut, Reisebegleiter, Orientierungsmaterial und diverse Umbauten an meiner original Ténéré. Es dauerte nicht lange, und schon hatte ich alles beisammen. Bei der Ténéré kamen ein 50 Liter Kevlar Tank, fette Michelin Desert Reifen und ein Öhlins Fahrwerk als wichtigste Anpassungen hinzu. Die Erwartungen wurden auf unzähligen Kilometern durch das endlose Sandmeer übertroffen. Ob der Mut nochmals reicht, um dorthin zurückzukehren, ist noch offen. Auf alle Fälle wäre mit der T700 ein passendes Motorrad bereits wieder vorhanden – schön schlank, robust, erschwinglich und reduziert auf das Wesentliche. Ein paar gröbere Anpassungen wären allerdings auch heute nötig. Zuerst einen grossen Tank. Auch heute noch gibt es zum zwischen Tamanrasset und Djanet in Algerien keine Tankstelle. Eine Reichweite von mindestens 900km müssen es sein. 350 davon schafft die neue Ténéré mit dem Originaltank...